Logopädie Aktionswoche: Beiträge aus der Logopädie
Zum Tag der Logopädie, der dieses Jahr am Sonntag, 6. März 2022, stattfand, möchten wir dir die Logopädie Ausbildung näher vorstellen und über mehrere Tage Beiträge von unseren Standorten veröffentlichen. Diesjährige Motto des Tages: Therapie in jedem Alter. Es kommen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zu Wort. Auch Projektarbeiten von einzelnen Klassen sind dabei.
Als Erstes kommt Friedrichshafen zu Wort. Das diesjährige Motto lautet: Therapie in jedem Lebensalter. Torben Kühl, Logopädie Fachleitung an den Bernd-Blindow-Schulen Friedrichshafen, berichtet über die Logopädie bzw. Therapien in jedem Lebensalter und über den Beruf.
Wie unterscheiden sich die Therapien bei den verschiedenen Generationen, z.B. hinsichtlich der Anwendungen oder Hilfsmittel?
„Die Unterschiede sind zum Teil erheblich: Während wir die Therapie mit Kindern – vor allen den Kleineren – spielerisch gestalten, ähnelt die Arbeit mit erwachsenen Stimmpatienten z.B. Yoga- oder Gesangunterricht. Die Arbeit mit neurologisch betroffenen Patienten findet zum Teil auf der Intensivstation oder im Seniorenheim statt. Manchmal können unsere Patienten das Bett nicht verlassen und die Therapie muss bei ihnen daheim stattfinden.
Die Arbeit mit sprachlich betroffenen älteren Patienten sieht so aus, dass wir noch vorhandene Fähigkeiten suchen und diese nutzen um z.B. von einem Schlaganfall „verschüttetes“ Wissen zu reaktivieren. Wenn ein/e Patient/-in zum Beispiel noch schreiben, aber nicht mehr sprechen kann, ist es manchmal hilfreich, dass er/sie sich ein Wort geschrieben vorstellt. Manchmal deblockiert das die Wortzugriffsstörung und dem ihm/ihr fällt es dann leichter das Wort auszusprechen.“
Sind Entwicklungen bei den Altersgruppen erkennbar, d.h. gibt es spezielle Altersgruppe, die häufiger eine Therapie benötigen als andere? Woran könnte das liegen?
„Inzwischen erkennen wir viele Störungen eher als früher. Die meisten unserer Patienten sind Kinder. Aber auch die Zahl der älteren Patienten nimmt zu, was sicherlich daran liegt, dass die Lebenserwartung der Menschen gestiegen ist.
Mit welcher Altersgruppe ist die Arbeit am anspruchsvollsten?
„Diese Frage ist schwer zu beantworten, das hängt sicherlich auch vom Therapeuten ab: Für manche ist die Therapie mit schwer zu führenden Kindern am anspruchsvollsten. Andere kostet es Überwindung mit schwer betroffenen Patienten z.B. nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder mit Sterbenden zu arbeiten. Wieder andere lieben hingegen die Herausforderung und wagen sich gerade an sehr komplexe Sprachstörungen. Stotternde Patienten haben oftmals einen hohen Leidensdruck, was vom Therapeuten eine hohe Gesprächskompetenz erfordert. Ich würde sagen, dass die Logopädie überhaupt ein sehr anspruchsvolles Gebiet ist, dabei aber so facettenreich, dass jeder Therapeut sich auf die Bereiche spezialisieren kann, die ihm besonders liegen.“
Sind Trends erkennbar, z.B. hinsichtlich neuer Methoden etc.?
„Logopäden beschäftigen sich ja mit Störungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme, des Hörens und des Schluckens. Gerade im Bereich der Sprachtherapie hat sich in der letzten Zeit viel getan. Die Behandlung erfolgt nun wesentlich gezielter als früher, indem man Wissen aus der patholinguistischen Forschung nutzt. So werden sprachgestörte Patienten jetzt nicht mehr insgesamt sprachlich unterstützt, sondern der Störungsschwerpunkt sehr genau ermittelt und die Behandlung darauf abgestimmt.
Logopädie ist der schönste Beruf der Welt, weil…
„… irgendwo in der Interaktion mit anderen Menschen der Sinn des Lebens versteckt ist. Zumindest für mich. In diesem Beruf lernt man so viel vom Mensch-Sein, wie in wohl kaum einem anderen Beruf. Man hilft Menschen, die in ihren Fähigkeiten, mit Mitmenschen zu kommunizieren, eingeschränkt sind. Was wäre der Mensch ohne andere Menschen? Wenn man nicht mehr laufen kann, dann ist das sicherlich schlimm. Aber wenn man nicht mehr mit anderen sprechen kann, dann ist das Leben für viele nicht mehr lebenswert. Genau hier können Logopäden helfen.
Es gibt auch Studien zum Thema „Sprache gegen Gewalt“. Hier ist untersucht worden, dass gewalttätige Menschen oftmals schwächere kommunikative Fähigkeiten aufweisen, als friedfertige. Der Zusammenhang ist naheliegend: Wem es nicht gelingt sich für andere verständlich zu machen, wird leichter aggressiv. Hier leistet die Logopädie einen Beitrag für das Gelingen des Zusammenlebens der Menschen. Wer beispielsweise daran beteiligt war einem Kind zu helfen, nicht mehr zu stottern oder einem hirnverletzten Menschen die Fähigkeit zu sprechen zurückgegeben hat, der geht nach einem sehr abwechslungsreichen Arbeitstag zufrieden und erfüllt nach Hause und freut sich auf den nächsten Morgen.
Gleichzeitig wächst der Beruf mit einem mit: Man kann als junger Mensch z.B. eher Kinder behandeln. Wenn man älter wird, seine eigene Praxis gründen oder - wie ich - in die Lehre gehen. Es wird einem niemals langweilig und wenn man zurückschaut, dann erfüllt einen sein Lebenswerk mit Stolz.“
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